Renate Herter

Weil ich es verlernt habe, zu Hause zu sein – Vernähter Raum I
Ausstellung „Gewalt – Geschäfte“, NGBK, Kunstamt Kreuzberg/ Künstlerhaus Bethanien, Berlin 1994/95

Stoffraum aus weißer Baumwolle, 370 x 420 x 470 cm, an Stahlseilen verspannt.

Analog zum Ausstellungsraum entstand ein zweiter Raum aus Stoff, der etwas kleiner, im Wand- und Deckenabstand von jeweils 3 Zentimetern wie eine zweite Haut in den ersten Raum eingehängt wurde. Der Raum wirkt beim Betreten weit und licht. Der Stoff dämpft Stimmen und Geräusche, das Weite wird eng, das Helle beklemmend, dann wieder weit, ein Oszillieren zwischen zwei Wahrnehmungspolen. Die Besucher hinterließen auf dem weißen Boden ihre Spuren und wurden so Teil der Installation.

Außerhalb des Raumes auf einer Metallkonsole waren die publizierten Briefe von Peter Szondi zu lesen. Der Titel der Arbeit zitiert einen Brief Peter Szondis, bis 1971 Literaturwissenschaftler an der FU Berlin, den er kurz vor seinem Suizid an Freunde in Israel schrieb. Szondi entkam als Kind mit einer größeren Gruppe von ungarischen Juden in einer Austauschaktion gegen „kriegswichtige Güter“ aus dem KZ Bergen-Belsen in die Schweiz.

Fotos: Bernd Riehm